Bezirksverbandstag 2016

Bezirksverbandstag 2016

580 km: So weit entfernt von Paderborn wurde noch kein Bezirksverbandstag vom Bezirksverband Paderborn-Land abgehalten. 382 Personen fuhren in mehreren Bussen nach Wittichenau in die Oberlausitz, um dort das 525-jährige Bestehen der St. Sebastiani-Schützenbruderschaft, die aus nur 11 Schützenbrüdern um den Brudermeister Lutz Döhler besteht, zu würdigen.

Wegen der Entfernung nach Wittichenau war ein dreitägiges Paket geschnürt worden. Nach der etwa achtstündigen Busfahrt am Freitag trafen sich alle Teilnehmer im Festzelt bei sorbischer Schlachteplatte zum Abendessen. Anschließend wurde gut unterhalten durch einen DJ.

Ungewohnt für die Bevölkerung war am Samstag der Marsch der 24 Bruderschaften mit ihren Standarten und Fahnen durch die Innenstadt von Wittichenau. Bei einem kurzen Halt gedachten die Schützen der Gefallenen der Weltkriege und legten jeweils ein Blumengebinde an dem Ehrenmal für die Soldaten der Roten Armee und an dem gegenüber liegenden Ehrenmal der deutschen Soldaten nieder. Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt zelebrierte das Pontifikalamt in Konzelebration mit Wittichenauer Priestern. Zu Beginn des Hochamts wurde die Bezirksstandarte von der Schützenbruderschaft St. Meinolf Schöning übernommen und an die St. Hubertus-Schützenbruderschaft Dahl übergeben. Die Bezirkskönigskette wurde von Bischof Ipolt gesegnet und Bezirkskönig Heiner Rubarth herzlich gratuliert. In seiner Predigt hob der Bischof hervor, dass der Mensch lernt, indem er nachahmt und sich von Beispielen beeinflussen lässt. Beispiele seien Bilder, die sich in die Seele einprägen. Im Christsein gebe der Mensch Beispiele für den Glauben. Auch Bundesschützenmeister Emil Vogt, der krankheitsbedingt sein Grußwort von dem stellvertretenden Bundesschützenmeister Walter Finke verlesen ließ, betonte, dass die Schützenbruderschaften sich als christliche Gemeinschaften deutlich von anderen Verbänden unterscheiden würden. Die Stärke sei die Orientierung am Glauben, die Respektierung der Sitte und die Pflege des Heimatgefühls. Dies gelte, obwohl sich die Gesellschaft stark wandele. Mit einem Blick auf die angekommenen Asylsuchenden sagte Dr. Carsten Linnemann, MdB, dass die Schützen ein Garant der Ordnung seien und diese Ordnung von anderen akzeptiert und angenommen werden müsse. Der Wittichenauer Bürgermeister Markus Posch erklärte, dass man sich in einer katholischen und zweisprachigen Gegend befinde. Der sorbische Einfluss sei überall zu spüren. Die Menschen seien anders, als es in vielen Medienberichten erscheine und er hoffe, dass die Schützen einen positiven Eindruck nach Ostwestfalen mitnehmen würden. Peter-Olaf Hoffmann, Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft der Schützen und Bundesschatzmeister, berichtete über die Bedeutung der europäischen Verbundenheit. Alle Schützen, von der Ukraine bis zu den Niederlanden, würden in den gemeinsamen Werten verbunden sein.

Für ihren trotz der Entfernung unermüdlichen Einsatz und die Wahrung der Tradition überreichte Diözesanbundesmeister Eberhard Banneyer der St. Sebastiani-Schützenbruderschaft Wittichenau die Hochmeisterplakette des BHDS, während Peter-Olaf Hoffmann das Fahnenband an die Vereinsfahne heftete. In bewegenden Worten erinnerte Ehrenbezirksbundesmeister Richard Kirchhoff an die lange Zeit der Verbundenheit und die gegenseitigen freundschaftlichen Besuche. Als Erinnerung überreichte er einen selbst gestalteten Fotoband.

Bezirksbundesmeister David Steffens und Bezirksschießmeister Hans Lummer dankten den beiden Bezirkskönigen des vergangenen Jahres für ihren Einsatz und die Unterstützung des Bezirksverbandes. Siegfried Breimann aus Schöning und Dietmar Mormann aus Kirchborchen erhielten eine Urkunde als äußeres Zeichen. Für sein außergewöhnliches Engagement im Alfener Schützenverein und der Unterstützung des Bezirksverbandes wurde Ehrenoberst Josef Drüke das Verdienst- und Ehrenabzeichen mit Eichenkranz in Gold des Bezirksverbandes Paderborn-Land verliehen. Walter Finke zeichnete Michael Graf und Roland Retschke aus Wittichenau mit dem Hohen Bruderschaftsorden aus, bevor auch Bezirksbundesmeister David Steffens mit dieser Auszeichnung bedacht wurde. In der Laudatio hob Finke vor allem das Organisationstalent, die Geradlinigkeit und Hilfsbereitschaft von David Steffens hervor. Herausforderungen gehe er pragmatisch an, dabei aber den einzelnen Schützen und die einzelne Bruderschaft des Bezirks im Blick behaltend.

Während die Schützen ihren Bezirksverbandstag abhielten, statteten die mitgereisten Damen der Stadt Bautzen einen Besuch ab. Eine Stadtführung brachte sie auch in den Bautzener Dom, der buchstäblich zweigeteilt ist. Die eine Seite ist den katholischen Christen vorbehalten, während die andere Seite den evangelischen Christen gehört. Es gibt zwei Altäre und zwei Orgeln. Das Mittagessen nahmen die Damen in einem Restaurant ein, in dem das Personal in sorbischer Tracht auftrat und das Essen aus der traditionellen sorbischen Küche kam. Der Dank galt Margit Steffens, die diesen Ausflug organisiert hatte. Abends trafen sich alle gemeinsam im Wittichenauer Festzelt, um noch lange bei Partymusik zu feiern. Dort erzählte Präses Dr. Wolfgang Křesák, dass das als Gründungsurkunde aus dem Jahre 1491 angesehene Dokument nach neueren Erkenntnissen ein Ablassbrief für die St. Sebastiani Schützenbruderschaft sei. Dies bedeute, dass der Verein älter als 525 Jahre sei.

Am Sonntag war nach dem Frühstück die Heimreise vorgesehen. Glücklicherweise hatte keiner der Busse eine Panne oder einen Unfall, so dass alle Schützen wieder wohlbehalten in Ostwestfalen ankamen.

 

Den Hohen Bruderschaftsorden erhielten Bezirksbundesmeister David Steffens (li.), Roland Retschke und Michael Graf (3. und 4. v.li.), überreicht vom Generalsekretär der EGS Peter-Olaf Hoffmann (2. v.li.) und stellv. Bundesschützenmeister Walter Finke (re.). Davor sitzt Bezirkskönig Heiner Rubarth aus Dahl.

(v.li.:) Bezirksbundesmeister David Steffens, Priorin des Zisterzienserinnenklosters St. Marienthal Sr. M. Juliana Lindner, Brudermeister Lutz Döhler, Bürgermeister Markus Posch

 

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(Fotos: Robèrt Homuth)

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